Jüdische Geschichte
Von 1684 bis 1879 lebten jüdische Familien in Mönchsdeggingen. Sie kamen mehrheitlich aus Höchstädt und fanden nach den Zerstörungen des 30-jährigen Krieges in der Grafschaft Oettingen Möglichkeiten sich anzusiedeln und, in Form eines Schutzverhältnisses, die wirtschaftlichen Verhältnisse in der Grafschaft zu beleben. Mönchsdeggingen war eine von 15 Judengemeinschaften im Herrschaftsbereich der Grafschaft Oettingen. Im Zeitraum von 1790 – 1799 lebten bis zu 41 jüdische Familien im Ort. Nach der Aufhebung der Beschränkungen bezüglich der freien Wahl des Wohnsitzes auch für Juden im Jahre 1861 erfolgte eine sukzessive Abwanderung in die Städte. Der letzte Jude, der Mönchsdeggingen verließ, war 1879 der Metzger Salomo Oberdorfer.
(Quelle: Chronik 1000 Jahre Mönchsdeggingen; Judengeschichte; Ulrike Brödel, 2007)
Erste Seite der Aufzeichnungen über die Judenschaft von Mönchsdeggingen.
Anno 1684, Mittwoch den 13 .Februar
Ist der Jud Haym in das Forstamtshaus gezogen von Höchstädt. Anno 1685 mensi Ferb. hat eben dieser Jud gekauft das Hauss Bernhardt Stiffels, webers pro 230 fl.
D.9.Marty ist Ihm gestorben ein Töchterchen von 5 Jahren. Hats zu Harburg begraben.
Auszüge aus der Dorfchronik Mönchsdeggingen
Jüdischer Friedhof - „Steinerne Zeugen einer vergangenen Welt"
Angelegt wurde der jüdische Friedhof als Quadrat von je 130 Fuß Länge und Breite sowie das dazugehörige „Tahara-Haus" (Leichenhaus) im Jahr 1833. Die Grabsteine sind zum Teil aus fränkischem Sandstein, größtenteils aus schwäbischem Jura. Jette Neuburger war 1879 die letzte, die auf dem Mönchsdegginger Friedhof begraben wurde. Der jüdische Friedhof mit seinen fast 150 Grabsteinen ist erhalten geblieben, da das Gelände während der NS-Zeit nicht zerstört wurde. Der ortsansässige evangelische Kirchendiener Johann Friedrich Wiedemann hatte nach eigenen Informationen, das Friedhofsgelände 1939 käuflich erworben. Eine Erinnerungstafel am Tahara-Haus erinnert heute an J. F. Wiedemann.
Im Rahmen der Rieser Kulturtage 2000 wurden die, in den 80er und 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts von Martina Illian-Wörle übersetzten Grabinschriften sowie eine, von Rolf Hofmann initiierte Fotodokumentation sämtlicher Grabsteine, vorgestellt. Die Gemeinde Mönchsdeggingen stellt heute die gärtnerische Pflege des Friedhofes sicher.
(Quelle: Chronik 1000 Jahre Mönchsdeggingen; Judengeschichte; Ulrike Brödel, 2007)
Zusammenfassung und Ergänzung für die Home-Page der Gemeinde Mönchsdeggingen; Karin Bergdolt, Oktober 2014
Mikwe „Judenduck"
Eine Besonderheit in Bayerisch-Schwaben stellt, das noch gut erhaltene Bauwerk des ehemaligen Ritualbades dar. In der heutigen Alemannenstr. 52c steht das in maurischem Stil errichtete Kleinod.
1841 erbaut, diente es bis zur Auflösung der jüdischen Gemeinde in Mönchsdeggingen deren Gemeindemitgliedern (insbesondere den Frauen), zur rituellen Reinigung. Die politische Gemeinde übernahm in den Folgejahren das Gebäude und funktionierte es später zu einem „Arrestlokal der Gendarmeriestation", also als Ortsgefängnis um. Für die 1000-Jahr-Feier des Ortes Mönchsdeggingen im Jahr 2007 wurde die „Judenduck" von freiwilligen Helfern, auf Anregung des Dorfvereins Mönchsdeggingen, und im Einvernehmen mit den Denkmalschutzbehörden außen renoviert. Eine Innenrenovierung wird derzeit angestrebt.
(Quelle: Chronik 1000 Jahre Mönchsdeggingen; Judengeschichte; Ulrike Brödel, 2007)
Die erste „Schul“ war wohl ein einzelner Raum, der bestimmten Anforderungen entsprechen musste, um einen richtigen Gottesdienst feiern zu können. Dieser befand sich von 1684 bis 1734 im inzwischen wohl ältesten Haus von Mönchsdeggingen, das 1542 in schönem Fachwerk erbaut wurde und noch heute so in der Albstraße 20 steht. Eine Gedenktafel erinnert am ehemaligen ersten Synagogengebäude an dessen einstige Nutzung.
Von der zweiten und dritten Synagoge gibt es heute keine Überreste mehr. An deren Stellen der Römerstraße 11, befindet sich heute ein Gartengelände. Seit 2005 steht an dieser Stelle ein Gedenkstein mit folgender Inschrift:
„In diesem Obstgarten Hs. Nr. 52 alter Ordnung stand von 1734 bis 1828 die zweite und von 1828 bis 1879 die dritte Synagoge der im letztgenannten Jahre aufgelösten Israelitischen Kultusgemeinde Deggingen“.
(Quelle: Chronik 1000 Jahre Mönchsdeggingen; Judengeschichte; Ulrike Brödel, 2007)